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Foto: picture alliance / photothek | Liesa Johannssen

„Du bist doch so schlau!“

Die einen lassen sie die Hausaufgaben machen, die anderen schimpfen sie eine Streberin: Unsere Autorin verzweifelt an ihrer Rolle als Überfliegerin.

Adisha (14)

Wenn ich etwas richtig mache, werde ich ignoriert.
Mache ich einen Fehler, werde ich damit konfrontiert.
Als wäre alles, was ich tue, falsch.

Wenn ich mir Mühe gebe, bin ich die Schlaue.
Sind meine Noten schlechter, bin ich die Dumme.
Als wäre alles, was ich tue, falsch.

Ich habe das Gefühl, ich kann mit den Erwartungen der anderen und den Standards, die ich mir selbst setze, nicht mithalten. Ja, ich mache Fehler, ich bin auch nur ein Mensch. Überraschung! Doch meine Mitschülerinnen und Mitschüler behandeln mich wie eine Suchmaschine, die in Sekunden die Fakten parat haben soll, die sie nicht kennen. Aber ich lächle nur in ihre enttäuschten Gesichter, um meine Wut zu überspielen. Ich lächle so viel, dass ich mich selbst nicht mehr erkennen kann, dass ich nicht mehr weiß, wie ich mich wirklich fühle. Immer dieser Satz: „Ich hätte ein bisschen mehr von dir erwartet.“ Ich kann mir das nicht länger anhören.

Wenn ich ein gutes Ergebnis vorzeige, ist es Angeberei.
Wenn ich ein schlechtes Ergebnis präsentiere, soll ich mir mehr Mühe geben.
Als wäre alles, was ich tue, falsch.

Wenn ich mit dir arbeiten soll, schaust du dir die Aufgabe nicht einmal an.
Erwarte ich von dir, etwas mehr zu tun, ist es zu viel verlangt.
Als wäre alles, was ich tue, falsch.

„Du bist doch so schlau, mach du es doch!“ Aber muss ich, weil ich schlauer bin, deine Hausaufgaben machen? Dabei existiere ich nicht einmal für die anderen. Nur dann, wenn sie mich brauchen. Dann zögern sie nicht, mich zu fragen. Wenn ich dann einen Moment über meine Antwort nachdenke, ist es schon „zu lange”. Aber sie selbst haben nicht einmal die Aufgabe gelesen.

Wenn ich an etwas Spaß habe, soll ich mich mehr um die Schule kümmern.
Wenn sie faul sind, besteht das Leben plötzlich nicht nur aus Schule.
Als wäre alles, was ich tue, falsch.
Nie bin ich gut genug für sie, verstehen wollen sie es nie.

Dabei bemerken sie nicht einmal, wie schwer sie mir das Leben machen. Sie denken, ich weiß alles, sie meinen, ich solle mich glücklich schätzen, dass ich so schlau bin. Aber ich denke stattdessen: Wie soll ich etwas wertschätzen, das mir das Leben schwer macht? „Du brauchst doch keine Nachhilfe!” Vielleicht nicht, aber der Druck, immer überdurchschnittlich gut sein zu müssen, wiegt fast genauso schwer wie die Angst durchzufallen. „Häng nicht mit ihr ab, sie ist nur eine Streberin!” Warum ist „Streberin“ überhaupt ein Schimpfwort? Und warum trifft es mich, warum fühle ich mich schlecht? Warum habe ich das Gefühl, alles was ich tue, sei falsch?

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