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Foto: Marielen Drees/Gymnasium Georgianum

Es geht nur gemeinsam gegen den Hass

Mit dem Ausstellungsprojekt „Georgianer gegen Hass“ erreichten engagierte Schüler*innen einen Bewusstseinswandel an ihrer Courage-Schule in Lingen

Hanna (18)

Wenn Menschen heutzutage an Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung denken, fällt vielen erst einmal die Zeit des Nationalsozialismus ein. Die Vorstellung, dass rassistischer Hass immer noch in unserer Umgebung präsent ist, tun viele Leute ab. Dabei ignorieren sie aber die schreckliche Situation, in der sich viele Betroffene befinden.

Um das öffentliche Bewusstsein auf diesen Hass zu lenken, hat die Klasse 10c des Gymnasium Georgianums in Lingen eine Ausstellung organisiert. „Georgianer gegen Hass“, für die Schüler*innen Projekte gegen Hass einreichen konnten, wurde am 10. Dezember 2020, dem Tag der Menschenrechte, eröffnet – und hat bleibende Auswirkungen auf unsere Schule bis heute.

Wir hatten uns schon vorher mit dem Thema Diskriminierung auseinandergesetzt

Angefangen hatte das Projekt ganz klein. Unsere Klassenlehrerin Judith Reinefeld, die sich schon immer für mehr Bewusstsein und Gleichberechtigung einsetzte, machte unserer Klasse den Vorschlag, an einem Anti-Rassismus-Workshop teilzunehmen. Eine Idee, von der wir nicht erst überzeugt werden mussten, denn schon zuvor hatten wir uns in unserer Klasse sehr bewusst mit dem Thema Diskriminierung auseinandergesetzt.

Frau Reinefeld schaffte es, dass das Projekt vom Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage gefördert wurde – und konnte schließlich Sebastian Ramnitz, den Gründer des Antirassismus-Vereins Contra e.V., zu uns an die Schule holen. Wir konnten einen ganzen Schultag mit Sebastian verbringen, der uns von rassistischen, rechtsextremistischen und hassgesteuerten Vorfällen berichtete, die er in seinem Beruf erlebt hat.

 

Zwar war uns zuvor schon bewusst gewesen, wie verbreitet Rassismus und hassgesteuerte Vorurteile immer noch sind. Auch im Unterricht hatten wir bereits regelmäßig über Themen wie Rassismus, Antisemitismus und andere Formen von Diskriminierung gesprochen. Wir hatten uns gegenseitig ausgetauscht über Vorfälle, in denen Einzelne von uns selbst von Diskriminierung betroffen waren oder immer noch betroffen sind. Deshalb war allen klar, dass Mädchen schon mindestens einmal Sexismus erfahren hatten und das Gefühl haben, Nachteile durch ihr Geschlecht zu erleben. Einzelne Schüler*innen wiederum konnten erzählen, wie sie oder Bekannte von Rassismus betroffen waren.

Aber auch wenn wir eigentlich wissen, dass es immer noch Diskriminierung in unserer heutigen Gesellschaft gibt, sind Schüler*innen, die durch ihr „White Privilege“ nicht selbst von Rassismus betroffen sind, oft nicht direkt konfrontiert mit dem Ausmaß an Hass, das anderen Menschen entgegenschlägt. Deshalb bewegten uns die zum Teil extremen Berichte von Sebastian Ramnitz noch einmal mehr. Als jemand, der sich beruflich mit Hass-Verbrechen auseinandersetzt, konnte er uns gut vermitteln, zu welch grausamen Taten Vorurteile führen können.

Am Ende des Anti-Rassismus-Workshops stellten wir Schüler*innen gemeinsam mit Sebastian Ramnitz eine Liste mit fünfzig Dingen zusammen, die wir als Klassen- oder Schulgemeinschaft unternehmen könnten, um ein Zeichen gegen Rassismus, Diskriminierung und Hass zu setzen. Am Tag darauf fragte uns unsere Lehrerin, ob wir einen dieser Punkte umsetzen wollten – und wir entschlossen uns, mit einer interaktiven Ausstellung die ganze Schule miteinzubeziehen. Das Ziel war es, das öffentliche Bewusstsein auf das Thema zu lenken, aber vor allem auch jungen Menschen, die selbst von Diskriminierung betroffen sind, zu zeigen, dass sie nicht allein sind.

Schon die Planung brachte unsere Klassengemeinschaft enger zusammen

Unter dem Motto „Georgianer gegen Hass“ forderten wir die Schüler*innen dazu auf, Plakate, Fotografien und Bilder einzureichen, fertigten Definitionen zu den Begriffen Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung, LGBTQIA+, Feminismus, BlackLivesMatter und Mobbing an und organisierten den Ablauf der Ausstellung. Die Probleme, die durch Corona entstanden, konnten wir gemeinsam mit der Schulleitung lösen, indem ein Raum der Mensa zu einem Ausstellungsrundgang umfunktioniert wurde, der den Hygienebedingungen gerecht wurde.

Schon die Planung der Ausstellung brachte unsere Klassengemeinschaft enger zusammen. Wir unterhielten uns über die einzelnen Themen, tauschten Meinungen und Ideen aus. Besonders überraschend für uns war die große Hilfsbereitschaft vieler Menschen. Eine Kunstlehrerin stellte ihren Unterrichtsstoff so um, dass ihre Schüler*innen ein Plakat zum Thema für die Ausstellung entwerfen konnten. Nachdem in der Lokalzeitung ein Artikel über unser Projekt erschienen war, kontaktierte uns sogar jemand, der uns finanziell unterstützte. Am Ende stand eine Ausstellung mit unglaublich vielfältigen Kunstwerken von jungen Menschen im Alter von zehn bis achtzehn Jahren.

Bei der Eröffnung hielten der Schulleiter und eine Schülerin eine Rede, Musik wurde gespielt, und die Schüler*innen hatten die Möglichkeit, eigene Botschaften auf die „Wand gegen Hass“ zu schreiben. In den nächsten Tagen kamen in jeder Pause Schüler*innen, um sich die Ausstellung anzusehen. Zusätzlich zur Ausstellung entstand ein Video, das auf YouTube gepostet wurde.

Das Projekt erreichte viel mehr, als wir je gehofft hatten

Das Projekt „Georgianer gegen Hass“ verschwand aber nicht mit dem Ende der Ausstellung. Stattdessen entwickelt es sich immer weiter und ist mittlerweile alltäglicher Teil unserer Schule. Es gibt einen eigenen Instagram-Account der „Georgianer gegen Hass“, ein Rassismus-Krisenteam wurde aufgebaut, das bei rassistischen Vorfällen in den betroffenen Klassen aktiv wird; in allen 8. Klassen wurden Anti-Rassismus-Workshops durchgeführt; 10. Jahrgänge machen alle ein Antisemitismus-Training; ein sogenanntes Vielfalt-Team wurde gegründet, um LGBTQIA+-Themen aufzunehmen; und nicht zuletzt wurde auf Initiative unserer Lehrerin Judith Reinefeld ein Safe Space für Schüler*innen eingerichtet.

Schlussendlich erreichte „Georgianer gegen Hass“ viel mehr, als wir gehofft hatten. Hunderte von Menschen setzten sich damals und setzen sich bis heute mit dem Thema Rassismus auseinander. In der Schule ist ein Bewusstseinswandel zu beobachten, wir gehen heute alle anders miteinander um. Das Zusammenleben in der Schule hat sich grundsätzlich verändert, weil junge Menschen aktiv in den Kampf gegen Hass und Vorurteile involviert wurden. Das Projekt ist längst viel größer geworden, als wir zu Beginn jemals gedacht hätten – und wir haben gemerkt, dass man mit Engagement und einer anfangs nur kleinen Idee viel erreichen kann.

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Lesermeinungen

  1. Jutta
    26.08.2022

    Großartige Aktion! Wahnsinn wie sehr sich alle engagieren! Und ein nicht zuletzt ein toller Artikel 😊

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