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Bild: picture alliance / PantherMedia

Rechtspopulismus – Wer, wenn nicht wir?

Rechtspopulisten scheinen immer mehr Einfluss zu bekommen. Was können junge Menschen tun, um die pluralistische Gesellschaft zu verteidigen? Unsere Autorin Aynur (17) schreibt darüber.

Aynur M. (17) für Q-rage! online

Rechtspopulisten gehen davon aus, dass unsere Gesellschaft in zwei homogene Gruppen getrennt ist. Oben steht eine käufliche Elite und unten das einfache, ehrenhafte Volk, dessen Interessen von der Elite missachtet werden. Bei der Bundestagswahl 2017 geschah das doch so Unwahrscheinliche: Rechtspopulisten wurden ins Parlament gewählt und können fortan über Gesetzesentwürfe mitentscheiden, die uns alle betreffen. Was bedeutet das für uns? Und wer sind eigentlich wir?

Ich habe bislang kaum persönliche Erfahrungen mit Rechtspopulismus gemacht. Allerdings kenne ich einige Menschen, die sich gegen mich gestellt haben, weil ich einen sogenannten Migrationshintergrund habe. Das sind Menschen, mit denen ich zufälligerweise ins Gespräch komme, über Gott und die Welt, Kunst oder Literatur. Wenn sie herausfinden, dass ich einen türkischen Namen trage, schauen sie mich komisch an, weil sie meinem Aussehen nach dachten, ich hätte deutsche Wurzeln.

Wir und die Anderen

Wenn ich mich bei Freunden umhöre, die nicht wie ich vom Aussehen her „deutsch“ wirken, wegen ihrer dunkleren Hautfarbe oder weil sie ein Kopftuch oder einen Bart tragen, wird deutlich, dass ich da nicht alleine bin. Insbesondere die Reaktionen älterer Bürger auf sie – ohne dass ich hier pauschalisieren möchte – sind dabei oft von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Xenophobie gezeichnet. Sie geben meinen Freunden das Gefühl, nicht dazuzugehören, kein natürlicher Teil der Gesellschaft zu sein. Sie seien kein Teil vom “wir”.

Solche Reaktionen erkläre ich mir nicht mit Hass, sondern mit Angst. Und hier greift der Rechtspopulismus wieder. Ängste werden von Rechten geschürt und Menschen, die grundsätzlich friedlich sind, werden misstrauisch, sind von den banalen Argumenten der Rechten überzeugt und werden beeinflusst.

Gerade jetzt, wo Rechtspopulisten großen Zuspruch erhalten, müssen wir tätig werden. Wenn Menschen sich gegen unsere freiheitliche demokratische Grundordnung stellen und unsere Verfassung, insbesondere jene Artikel, die der Ewigkeitsgarantie unterliegen, denjenigen Menschen entziehen wollen, die einer anderen Ethnie angehören, eine andere Religion oder ein anderes Weltbild haben, sind wir gefragt. Besonders jetzt müssen wir Rechtspopulisten den Kampf ansagen. Nicht mittels Gewalt, nein, ganz im Gegenteil. Wir müssen ihnen den Kampf der Worte ansagen.

Der Umgang mit Rechtspopulismus

Demokratie lebt von den Debatten und dem Meinungspluralismus unserer Gesellschaft. Wir zehren in Deutschland vom hohen Gut der Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit. Unsere Verfassung, das Grundgesetz, erlaubt uns, kritische und zugespitzte Karikaturen zu zeichnen, unsere Ansichten in Wort, Schrift und Kunst zu äußern und zu verbreiten.

Wir werden nicht gleich verhaftet, wenn wir Kritik gegenüber der Regierung äußern. Wenn wir unsere Meinung äußern, werden wir nicht gefoltert. Wir besitzen eine der wichtigsten Freiheiten, die man besitzen kann und die sich Menschen in anderen Ländern nur erträumen können.

Dennoch gibt es einige, die diese Freiheiten skrupellos ausnutzen, um sie abzuschaffen. Wir müssen deutlich machen, dass es Grenzen des Erlaubten gibt. Grenzen zwischen Meinungsfreiheit und Propaganda, die Teile unserer Gesellschaft missachten.

Ich bin der Ansicht, dass wir jenen, die mit Hass und Hetze, Lügen, Manipulation und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit arbeiten, das Feld nicht überlassen dürfen. Jenen, die Ängste schüren, und unsere Meinungsfreiheit für rassistische Zwecke missbrauchen, dürfen wir keine Luft zur politischen Mitbestimmung lassen.

Wie können wir etwas ändern?

Wir müssen deutlich machen, dass wir diesen Rechtsruck unserer Gesellschaft verurteilen. Zeigen, dass wir, als Jugendliche, für ein freiheitlich demokratisches Deutschland stehen. Doch wie kann ich als Jugendlicher oder Jugendliche meine Meinung zum Ausdruck bringen und, noch wichtiger, etwas verändern?

Diese Frage habe ich mir auch gestellt, als ich mitbekommen habe, dass in nahezu ganz Europa rechtes Gedankengut und Nationalismus Einzug erhalten. Nach ein wenig Recherche im Internet stieß ich auf den sogenannten „Pulse of Europe“. Das ist eine Gruppierung, die sich jeden Sonntag in meiner Nachbarstadt trifft und deren Ziel es ist, den europäischen Gedanken, besonders jetzt in Zeiten des Rechtsrucks, hörbar und sichtbar zu machen. Ich war an einigen Sonntagen dort und fühlte mich als Teil des pulsierenden Herzens überzeugter Europäer, die für eine gerechte Zukunft und ein friedliches Miteinander demonstrieren.

Falls ich nun euer Interesse geweckt habe, öffnet doch jetzt Google und findet heraus, wo der nächste „Pulse of Europe“ in eurer Nähe stattfindet. Neben Demonstrationen könnt ihr euch auch in NGOs engagieren. Einige Schulen bieten beispielsweise eine „Amnesty-International-AG“ an, die bei schulinternen Veranstaltungen präsent ist. Sie sammelt Unterschriften für zu Unrecht Inhaftierte und versucht, anderen Schülern den Gerechtigkeitsgedanken in dieser sehr ungerechten Welt näherzubringen. So können sie sich kritisch mit ihrer Meinung auseinandersetzen und sich bewusst werden, dass man besonders jetzt AKTIV werden muss.

Wir sind die Zukunft Deutschlands. Wir müssen uns somit auch an der Gestaltung unseres Landes beteiligen. Auch wenn wir noch nicht wählen dürfen. Es gibt genug andere Mittel und Wege. Denn schlussendlich zählt doch der Wille, der Ehrgeiz und die Entschlossenheit, etwas zu verändern!

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Lesermeinungen

  1. Achim aus Heidelberg
    07.12.2017

    Super geschrieben. Ich freue mich, dass jetzt mehr Bürger mit Migrationshintergrund politisch aktiv sind und hoffentlich noch werden. Das geht auch in politischen Parteien, aber bitte in solchen die die oben beschriebenen Grundwerte achten.

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