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Foto: unsplash.com/georgekourounis

Schaut hin und hört nicht weg

Die 24-jährige Angy ist Romni. Als Schülerin in Köln-Poll hat sie viel Gewalt und Diskriminierung erlebt. Heute fordert sie ein Einstehen für Rom*nja und Sinti*zze im Schulalltag.

Mein Name ist Angy, ich bin 24 Jahre alt. Ich bin in Montenegro, ehemals Jugoslawien, geboren und als kleines Kind mit meiner Familie nach Deutschland gekommen. Aufgewachsen bin ich in Köln. Ich habe schon in der Grundschule sehr viel Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze erlebt. Schon mein erster Schultag war der Horror. Ich wurde als »Zigeunerin« beschimpft und geschlagen. Mir wurde mein Geld weggenommen und das Essen, das mir meine Eltern mitgegeben hatten. Fast jeden Tag wurde ich in den Pausen geschlagen.

Die Lehrkräfte haben mir nie geholfen. Sie hätten die Kinder, die mich geschlagen und beschimpft haben, aus der Pause nehmen können. Sie hätten ihre Eltern informieren können. Stattdessen haben sie mich aus der Pause genommen und ins Lehrer*innenzimmer gebracht. Eigentlich habe ich es geliebt, zur Schule zu gehen, aber so war es unerträglich. Meine Eltern wollten mich von der Schule nehmen, um mich zu beschützen. Aber ich wusste, dass wir abgeschoben werden würden, wenn ich nicht mehr zur Schule gehen würde. Also bin ich regelmäßig von Zuhause abgehauen und trotzdem zur Schule gegangen. Ich hatte ständig blaue Flecken.

Wehren ohne Gewalt

Ich bin sogar auf dem Schulweg angegriffen und geschlagen worden. Mein Vater und mein Onkel sind dann mit den Kindern, die mich angegriffen hatten, zum Direktor der Schule gegangen. Auch der Direktor hat nichts gegen die rom*njafeindlichen Beleidigungen und die Gewalt, der ich ausgesetzt war, unternommen. Später ist dann immer mein Bruder auf den Pausenhof der Grundschule gekommen, um mich zu beschützen. Aufgrund dieser Situation konnte ich dem Unterricht immer weniger folgen. Ich wurde dann auf eine Förderschule geschickt, weil ich mit dem Stoff nicht mehr mitkam. Das war sehr traurig für mich. Auf der Förderschule ging es mir besser, weil dort andere Rom*nja und Sinti*zze-Schüler*innen waren. Nach einem Jahr auf der Förderschule bin ich auf die Hauptschule gewechselt. Ich habe die zehnte Klasse abgeschlossen und meinen Hauptschulabschluss gemacht.

Ich wollte mich immer wehren gegen die Übergriffe und die Diskriminierung, aber ich wusste damals nicht wie. Heute habe ich gelernt, mich mit Worten zu wehren. Zurückzuschlagen würde für mich nur als letztes Mittel in Frage kommen. Ich würde heute dafür einstehen, dass ich Romni bin und dafür sorgen, dass sich solche Gewalt und Diskriminierung nicht wiederholen. Ich habe meine Schulzeit durchgestanden, weil ich immer an mich geglaubt habe und weil ich wusste, dass meine Familie hinter mir steht. Besonders mein Bruder hat mich immer wieder motiviert, nicht aufzugeben.

Für andere Kinder in meiner Situation wünsche ich mir, dass die Lehrer*innen mehr darauf achten, was in der Schule passiert und sich auch für Rom*nja und Sinti*zze-Kinder stark machen. Ich denke, es sollte Anlaufstellen in den Schulen geben, für Rom*nja und Sinti*zze, die rassistisch diskriminiert werden. Kinder, die ihre Mitschüler*innen diskriminieren oder ihnen Gewalt antun, müssen zur Verantwortung gezogen werden, anstatt in Schutz genommen zu werden. Die Kinder, die wie ich Opfer von Übergriffen sind, sollten beschützt werden. Damit sie ohne Angst zur Schule gehen können.

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Angy S. (24)

Der Text ist ein Auszug aus der Titelgeschichte „In Vielfalt vereint – Sichtweisen von Rom*nja und Sint*zze“, die in der März-Ausgabe der Berliner Bildungszeitschrift bbz der GEW Berlin erschienen ist. Weitere Artikel:

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