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Foto: picture-alliance/ dpa | Maurizio Gambarini

„Schulen finden es nicht gut, wenn regelmäßig die Polizei auftaucht“

Was machen eigentlich Schulpolizist*innen? Ein Interview mit einem Hamburger Cop4U über Prävention und professionellen Abstand, Mobbing an der Schule und die Grenzen der eigenen Zuständigkeit

Helene (16)

Schon in der Grundschule kommt man mit Schulpolizist*innen in Berührung, wenn man den Fahrradführerschein absolviert oder in die Verkehrsregeln eingeführt wird. Diese Polizist*innen an weiterführenden Schulen werden in Hamburg Cop4U genannt. Mit diesen Ansprechpartner*innen bei der Polizei sollen Lehrer*innen und Schüler*innen über Themen wie das Verhalten bei akuten Gefahr- und Konfliktsituationen sprechen können. Doch das Erscheinen von Polizei an Schulen wird mitunter auch kritisch gesehen. Könnte so doch in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen, dass an der Schule gehäuft Konflikten auftreten. Um Genaueres zu erfahren über die Tätigkeiten der Schulpolizei, hat Helene für die Q.rage ein Interview mit Herrn Engelbrecht geführt, dem Cop4U ihres Schulbezirks.

Zum Anfang erst einmal eine ganz allgemeine Frage: Was genau sind Ihre Aufgaben?

Ich bin Stadtteilpolizist, bürgernaher Beamter und an einigen Schulen auch der Cop4U. Ich bin dazu da, für die Polizei im Stadtteil Präsenz zu zeigen. Damit aber nicht immer nur der Streifenwagen zu sehen ist, sind wir auch mit dem Fahrrad unterwegs, so können die Bürger und Bürgerinnen bei kleinen Ärgernissen oder Fragen direkt auf uns zukommen.

Was tun Sie speziell als Schulpolizist? Geht es da nur um Prävention?

Ja, da geht es tatsächlich hauptsächlich um Prävention. Ich sehe in den insgesamt vier Schulen, für die ich zuständig bin, nach dem Rechten. Wir sind bei Einschulungen in den Grundschulen anwesend und sprechen dort mit den Eltern. Aber auch in Gymnasien oder Stadtteilschulen bin ich mit der Lehrerschaft in Kontakt, und erkundige mich nach Ärgernissen oder Streitigkeiten. Manchmal muss ich kleinere Anzeigen aufnehmen.

Was finden Sie wichtiger, Ihre Präventionsarbeit oder die Tätigkeit auf der Wache?

Beides ist wichtig und gehört zu meinem Job, den ich mir ja ausgesucht habe. Dieser Job ist letztendlich auch genau das, was ich immer machen wollte. Und jetzt auch schon 30 Jahre lang mache.

Gehen Ihnen einzelne Fälle auch persönlich nahe?

Meine Aufgabe ist es zu schauen, ob eine Straftat vorliegt, und diese dann zu verfolgen. Dabei müssen wir natürlich immer einen gewissen Abstand zu den Leuten wahren, mit denen man zu tun hat, alles andere wäre nicht professionell. Trotzdem gehen mir manche Schicksale auch nahe.

Haben Sie eine spezielle Ausbildung als Cop4U bekommen?

Nur insofern, dass wir als Polizeibeamte einen wöchentlichen Lehrgang machen. Dort werden wir in der Seniorenbetreuung und natürlich in der Betreuung von Kindern geschult und dazu mit typischen Alltagssituationen konfrontiert.

Ist die Polizei auch für das Thema Mobbing an Schulen zuständig?

Als Polizist komme ich erst dann mit Mobbing in Berührung, wenn ein Delikt vollendet wurde, also tatsächlich eine Straftat passiert ist. Bei Mobbing können das Beleidigung, Körperverletzung oder Sachbeschädigung sein. Oft passiert es, dass Bilder, die eigentlich jemand vertraulich geschickt hat, ins Internet gestellt werden. Auch bei Konflikten zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen können wir eingreifen, aber an sich haben wir wenig mit Mobbing zu tun. Allerdings gehen zu dem Thema speziell geschulte Kolleg*innen von mir an die Schulen, um Vorträge zu halten.

Haben Sie als Cop4U das Gefühl, etwas erreichen zu können?

Wenn es um Mobbing geht, sind meine Hände mehr oder weniger stark gebunden. Ich bin der Polizist, der an die Schule kommt, um die Strafanzeige aufzunehmen. Alles, was davor passiert ist, ist eigentlich nicht mein Job. Ich hatte auch erst zwei Mal mit Mobbing an Schulen zu tun. Bei Mobbing einzugreifen ist eher eine Aufgabe des Jugendschutzes oder auch des Jugendamtes, da wird einem unter die Arme gegriffen und geholfen. Überhaupt ist es problematisch, wenn die Polizei zu oft in der Schule auftaucht, damit nicht der Eindruck entsteht, wir müssten ständig Straftaten verhindern. Die Schulen finden es auch nicht gut, wenn regelmäßig die Polizei auftaucht.

Was würden Sie einer Schule raten, wie sie mit einer Mobbingsituation umgehen sollte?

Ich denke, die Schulen machen schon eine Menge richtig mit ihren Vertrauenslehrer*innen und mit den Kontakten zu geschulten Fachleuten, die helfen und unterstützen können. Tatsächlich gibt es mittlerweile recht viele Institutionen mit Hilfsangeboten. Wichtig ist vor allem zu wissen, dass man in der Situation nicht alleine ist und dass man zulässt, sich helfen zu lassen und auch Hilfe anzunehmen.

Wird heute durch das Internet anders gemobbt als früher?

Ja, natürlich. Früher hat man sich auf dem Schulhof getroffen, und der eine hat dem anderen die Beleidigung direkt ins Gesicht gesagt. Heute kann man hemmungslos Unwahrheiten über andere Menschen verbreiten, ohne dass man mit der Person überhaupt in Berührung kommt. Dass man fast überall und ständig im Internet sein kann und Mobbing zum Großteil anonym abläuft, lässt viele hemmungsloser werden.

Welche Ratschläge haben Sie für Betroffene?

Wenn man merkt, dass man in etwas hineingerät, ist es wichtig, sich Menschen zu suchen, denen man wirklich vertrauen kann und mit denen über die Situation zu sprechen. Das können Freunde, Mitschüler*innen oder Vertrauenslehrer*innen sein. Wenn es um Mobbing geht, kann man auch im Internet nach einer Beratung suchen, die einem gezielt in einer Mobbingsituation helfen kann.

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