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Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Sachelle Babbar

„Wir haben jeden Tag darüber geredet“

Am 19. Februar jährt sich der schreckliche rassistische Anschlag von Hanau zum ersten Mal. Schülerinnen und Schüler der Hanauer Lindenauschule versuchen, das Geschehene aufzuarbeiten.

Insgesamt elf Menschenleben forderte ein rassistisch motivierter Anschlag am 19. Februar 2020 in der hessischen Stadt Hanau. Neun Menschen wurden von einem Rassisten erschossen: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Danach tötete der Täter seine Mutter und sich selbst. Eine schreckliche Tat, die auch ein Jahr später immer noch nicht fassbar ist. Die Schülerinnen und Schüler des Wahlunterrichts „Schule ohne Rassismus –  Schule mit Courage“ der Lindenauschule in Hanau haben versucht, das Geschehene aufzuarbeiten. Qrage dokumentiert ihre Gedanken in Auszügen.

 

Noch vor einem Jahr kannten nicht viele Hanau. Noch vor einem Jahr hätte ich mir nicht vorstellen können, dass so etwas hier passieren könnte. Hanau ist die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, in der ich zur Schule gehe und in der ich lebe. Aber Hanau ist kein Einzelfall. Auch ich habe Rassismus erfahren, aber Rassismus darf keine Rolle mehr spielen in der heutigen Generation. Rassismus darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Zehra (16)

 

Ich habe es zuerst gar nicht geglaubt, sondern es für Fake News gehalten. Nach dem Motto: ,,Schlimme Dinge passieren ja nur den anderen, bei uns kann es so etwas gar nicht geben.“ Ganz schön naiv. Danach hat es sich surreal angefühlt, Berichte im Fernsehen zu sehen, die Plätze wiederzuerkennen. So etwas geschieht nicht nur in anderen, weit entfernten Städten und Ländern, es passiert direkt vor unserer Haustür! Und es betrifft nicht nur Opfer und Angehörige, sondern es geht uns alle etwas an! Haben wir denn gar nichts aus der Vergangenheit Deutschlands gelernt? Wir alle müssen zusammenhalten, um zu zeigen, dass bei uns kein Platz für Nazis ist, dass wir keinen Rassismus in unserer Mitte tolerieren!

Luise (16)

Wir alle müssen zusammenhalten, um zu zeigen, dass bei uns kein Platz für Nazis ist, dass wir keinen Rassismus in unserer Mitte tolerieren!

Als ich von dem Attentat es gehört habe, war ich traurig, wütend, sauer und enttäuscht, dass es Menschen gibt, die es einfach nicht akzeptieren, dass es auch Menschen mit Migrationshintergrund gibt. Denn jeder hat das Recht, so zu leben wie er möchte. Jeder muss sein Leben leben dürfen, egal ob man Migrationshintergrund hat oder eine andere Hautfarbe, jeder soll so akzeptiert werden, wie er ist. Alle sind nur Menschen und alle haben die gleichen Chancen verdient.

Nina (17)

 

Hanau ist eine Stadt mit vielen verschiedenen Kulturen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt. Dass es hier bei uns so weit kommen konnte, hätte ich nie gedacht. Ich bin in Deutschland geboren, genauso wie etliche Generationen vor mir. Ich hatte also nie mit Rassismus zu tun. Aber ich fühle mich verantwortlich und ich bin wütend.

Emma (16)

 

Man hört so etwas sonst nur im Fernsehen, aber jetzt war es direkt bei uns passiert, ich konnte es kaum glauben. Der Täter riss neun junge Menschen aus dem Leben, Menschen, die ausländische Wurzeln hatten, wie ich sie habe. In dieser Zeit war es für mich und meine Familie nicht leicht. Wir haben jeden Tag darüber geredet. Jeder hatte große Angst, dass so etwas noch einmal passieren könnte.

Aliya (16)

 

Nach dem Attentat haben meine Familie und ich uns eine Zeit lang unsicher gefühlt. Wir hatten Angst, wir könnten auch ermordet werden, weil wir  Ausländer sind. Ausländer: Ich glaube, viele Menschen wissen gar nicht genau, was dieses Wort bedeutet. Letztendlich sind wir doch alle Ausländer – oder nicht? Wenn wir in ein anderes  Land reisen, um dort Urlaub machen, dann sind wir dort auch Ausländer.

Toka (16)

Wie viel Hass muss ein Mensch haben, um so etwas Schreckliches zu tun?

Wie soll man sich wohl fühlen in einem Land, wenn man als Mensch mit Migrationshintergrund aus dem Haus gehen muss mit dem Gedanken: „Es könnte mein letzter Tag sein.“

Sedef (16)

 

Diese unschuldigen Menschen wurden getötet, weil sie einen Migrationshintergrund hatten. Ich frage mich, wie man darauf kommen kann, Menschen wegen ihrer Herkunft zu töten. Ich verstehe es nicht. Wie viel Hass muss ein Mensch haben, um so etwas Schreckliches zu tun? In der Schule haben wir oft und sehr offen über den Anschlag geredet. Das war gut. Aber ich frage mich seitdem, warum Rassismus immer noch so eine große Rolle in unserem Leben spielt. Wir müssen etwas ändern.

Catherina (15)

 

Leider kann man an der Tat nichts mehr ändern. Aber man kann daran arbeiten, dass es keinen Rassismus und keine Gewalt mehr gibt. Die Menschen dürfen nicht mehr leise sein.

Suna (16)

 

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