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Filmstill "Wir unter Euch - Junge Sinti und Roma in Bremen" (c) Bremer Sinti-Verein

Wir unter euch – Ein Sinto erzählt

Die Geschichte der Sinti in Deutschland ist nur wenigen Menschen ein Begriff. Ein Bremer Sinto erzählt von der Vergangenheit und Gegenwart seiner Familie.

Hakki (17) für Q-rage!

Die Großeltern von Rudolf Weinlich wurden während der NS-Zeit in Konzentrationslager eingesperrt – nur, weil sie Sinti waren. „Sie haben dort Dinge erlebt, die ein normaler Mensch wie du und ich uns gar nicht vorstellen können“, sagt der 35-jährige Sinto aus Bremen. In den Konzentrationslagern bekamen sie eine sechs- bis siebenstellige Identifikationsnummer eintätowiert, Frauen und Männer wurden getrennt und zu harter körperlicher Arbeit gezwungen, an manchen Kindern wurden auch medizinische Experimente durchgeführt. Bevor die Nazis 1933 an die Macht kamen, hätten Sinti in Deutschland ein weitgehend normales Leben geführt, erzählt Weinlich. „Bis dahin war alles friedlich und sie hatten ein armes, aber gutes Leben.“

Nach dem Krieg standen viele vor dem Nichts. Überlebende taten sich zusammen und bauten sich ein neues Leben auf, zum Teil in Baracken, die sie aus Lehm und Stroh errichteten. Stets lebten sie auch weiterhin in der Angst, dass die Zeit der Verfolgung wiederkommen würde. „Sie haben nur am Rande von den Städten gelebt, sodass man sie nicht aufgreifen konnte“, sagt Rudolph. Doch dann habe sich ihr Leben normalisiert. Viele fanden Arbeit und integrierten sich so, dass sie nicht auffielen. Aber die Angst vor einer Verfolgung blieb.

„Mein Onkel ist Kriegskind gewesen. Mein Vater hat, Gott sei Dank, die NS-Zeit nicht miterlebt“, sagt Weinlich über seine Familie. Aber seine Eltern hatten Angst, ihn zur Schule zu schicken, deshalb ist Rudolf Weinlich bis heute Analphabet geblieben. Erst seine Kinder haben Lesen und Schreiben gelernt. Rudolf Weinlich spricht fließend Deutsch und seine Muttersprache Sintitikes und arbeitet ehrenamtlich für den Bremer Sinti Verein. Der Verein berät Sinti und Roma und hilft ihnen zum Beispiel dabei, eine Wohnung zu finden. Außerdem betreibt er Aufklärungsarbeit, etwa durch Referate an Schulen. Sein 15-Jähriger Sohn hat auch einen Dokumentarfilm mit dem Titel ‚Wir unter euch‘ über das Leben junger Sinti und Roma in Bremen gedreht. „Solche Projekte sind sehr wichtig für uns, damit die Politik sieht, das wir auch präsent sind“, sagt Weinlich.

Erstveröffentlichung: Q-rage! 2015/16

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