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picture alliance/Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Aus Chemnitz lernen

In Deutschland gibt es Orte, an denen Rassismus salonfähig ist. Wie denken Schüler*innen darüber? Aynur (18) hat ihre Meinung aufgeschrieben. Lest hier, was sie zu sagen hat.

Aynur (18)

„Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt!“, heißt es im fünften der insgesamt sechs Flugblätter der „Weißen Rose“.

Ein Flugblatt, das in den Lichthof der Universität München regnet und die Studierenden wachrütteln soll. Wir schreiben das Jahr 1943. Eine kleine Gruppe Jugendlicher ist bereit, sich gegen Rassismus und für Freiheit einzusetzen. Es sind die heute bekannten Widerstandskämpfer Hans und Sophie Scholl und deren studierende Freunde, die sich trauen, dem NS-Regime die Stirn zu bieten. Voll Leidenschaft verfolgen sie den Gerechtigkeitsgedanken, obwohl sie sich den brutalen Konsequenzen ihres Handelns bewusst sind.

Man mag denken, dass diese grausamen Zeiten der Vergangenheit angehören. Dass sie ein Ende nahmen und die Menschheit aus den Fehlern der Geschichte lernen konnte. Dem scheint aber nicht so. Rechtsextremismus ist ein Problem, mit dem wir heute immer noch konfrontiert sind. Eines, das den Nährboden für sich steigernden Hass bildet. Nicht zuletzt erkennbar an den rassistischen Ausschreitungen von Chemnitz.

Sollte ich Angst haben?

Ich unterhalte mich mit meinen Freunden und meiner Familie über das, was in Chemnitz passiert ist. Darüber, dass Menschen angegriffen wurden, weil sie anders aussahen als die Angreifer.

Müberra, ein Kopftuch-tragendes Mädchen in meinem Alter erzählt mir im Schülercafé, „seitdem ich ein Kopftuch trage, werde ich beschimpft. Ich könnte ein ganzes Buch mit rassistischen Kommentaren füllen.”

Dennoch sagt sie entschlossen, dass sie auf eine Gegendemo gehen würde, um ein Zeichen zu setzen. Dass sie keine Angst vor Neonazis hat, denn Angst führe zu nichts. Angst sei nur eine Illusion. “Wenn man etwas verändern will, muss man aktiv werden.” Man müsse diesen Menschen entgegentreten und konstruktiv miteinander reden, sofern das möglich ist, erklärt sie entschlossen.

Dieser Ansicht stimme ich persönlich auch zu. Wir leben in Zeiten, in denen Hass und Hetze transparenter und dominanter werden. Das darf nicht sein. Wir müssen in einen offenen und sachlichen Dialog treten, ohne Angst zu haben. Und das gilt für beide Seiten. Wir müssen menschenverachtende und manipulative Rhetorik entlarven und zeigen, dass wir uns klar davon distanzieren.

Wir dürfen jenen, die mit Hass, Gewalt und Rassismus arbeiten, das Feld nicht überlassen. Lasst uns klar machen, wo solches Gedankengut hinführen und möglicherweise auch enden kann.

Unsere teuer erkaufte Demokratie und unsere Rechtsstaatlichkeit müssen verteidigt werden. Von jedem einzelnen von uns.

Wie einst die Freiheitsverfechter der „Weißen Rose“ aktiv wurden, so müssen auch wir bei Verletzungen der Menschenwürde aufstehen und uns nicht wegducken. Stehe nun auf und zerreiße den Mantel der Gleichgültigkeit. Werde aktiv, geh‘ wählen, geh‘ auf Demos und versuche am Status quo etwas zu verändern. Denn das schulden wir auch Hans und Sophie Scholl. Das schulden wir allen Opfern des grausamen Nationalsozialismus.

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