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Normen und Druck
Foto: unsplash.com

Vorbilder und Zweifel

Alle wollen gut aussehen, kaum jemand fühlt sich schön. Es ist oft nicht leicht, sich selbst treu zu bleiben und dabei nicht abgelehnt zu werden. Zarlascht (19) hat aufgeschrieben, wie sich dieser Spagat für Lea anfühlt.

Zarlascht (19)

Als Leas Alarm klingelt und sie die Augen öffnet, sieht sie nur Dunkelheit. Sie schaltet den Alarm aus. Dann geht sie ins Bad und sieht im dämmrigen Licht ihr Gesicht. Sie trägt eine Zahnspange. Der Blick schweift über ihren Körper. „So dick“, denkt sie sich. Lea geht in die siebte Klasse. Seit der fünften Klasse hängt sie zwar mit Laura und Sarah ab, doch die Pausengespräche zwischen den Freundinnen sind seltener geworden. Die beiden fangen an, sich für Jungs zu interessieren. Ihre Gespräche kreisen oft um Beziehungen oder Klamotten. Lea weiß nicht warum, aber sie interessiert so was gar nicht. „Bin ich das Problem?“, fragt sie sich.

Eine Woche bevor die Sommerferien zu Ende gehen und Lea in die achte Klasse kommen soll, wälzt sie sich in ihrem Bett von rechts nach links, legt sich auf ihren Bauch und starrt am Ende zur Decke. Sie denkt an ihre jüngere Schwester Pia, die das komplette Gegenteil von ihr ist: größer, schlanker, viele Freunde, kennt immer die neuesten Trends. Lea fasst den Entschluss, Pia um Rat zu bitten. Mit der Hoffnung, sich verändern zu können, viele Freunde zu finden und sich nicht mehr so einsam zu fühlen, schläft Lea ein.

Das richtige Hobby

Pias Gesicht hellt sich auf, als Lea auf sie zukommt. Sie war schon immer der Meinung, dass Lea sich mit ihren dunklen Klamotten und Marvel-Fan-T-Shirts zu uncool anziehe. Auch jetzt, als Lea ihr Lieblingsshirt trägt, das mit dem Batman-Aufdruck. Die Schwestern gehen gemeinsam in Leas Zimmer. Kritisch mustert Pia Leas Regal mit den Fanartikeln und Games. Sie schüttelt den Kopf. „Du bist voll der Nerd“, sagt sie, „und Nerds sind nicht cool.“ Sowieso würden die meisten Mädchen nicht Games spielen und Lea solle sich „mehr feminine“ Hobbys suchen.

Auf Pias Rat hin überwindet sich Lea und kauft rosa Klamotten. Denn Schwarz, sagt Pia, „tragen nur Emos“. Den Mitschülern gefällt das. Leute, die Lea immer ignoriert hatten, sind überrascht und sagen Lea, dass sie ihren neuen Stil cool finden. Lea ist ein – fach froh über diese ungewohnte Aufmerksamkeit.

Im Verlauf der achten Klasse merkt sie aber, dass sie sich gar nicht wirklich für Justin Bieber oder One Direction interessiert, aber so tut als ob, weil deren Musik gera – de in ihrer Klasse total beliebt ist. Zuhause entdeckt sie ihr Interesse für Rockmusik aus früheren Jahrzehnten. Diese Vorliebe behält sie für sich, denn sie fürchtet die Ablehnung der anderen. Lea spielt auch mit dem Gedanken, sich die Haare grün zu färben. Dann fällt ihr ein, wie ihre Freunde über ein Mädchen hergezogen hatten, das bunte Haare hatte. „Oh mein Gott! Hast du ihre Haare gesehen? Die sieht wie eine Hexe aus“, sagten sie. „Ich kann ja verstehen, dass man sich die Haare blond oder braun färbt – aber bunte Haare gehen so – was von gar nicht.“

Makellos glücklich?

Lea will wie alle anderen sein – und glücklich. Doch obwohl sie mit vielen Leuten abhängt, fühlt sie sich allein. Das lässt sie zweifeln. Der Blick in den Spiegel verdirbt ihr immer noch die Laune. Sie hat nicht das Körpergewicht, das die Medien anpreisen. Dann denkt sie an die makellosen Mädchen im Fernsehen und auf Instagram. Im Verlauf der neunten Klasse wenden sich die anderen wieder von Lea ab. Manche, sagt Lea, mobben sie sogar. „Ich wollte einfach nur weg von der Schule. Ich wollte einen Neustart. Wenn die Menschen mich auch nicht mögen, wenn ich wie sie bin, dann will ich wenigstens ich sein.“ Lea wechselt die Schule.

Wenige Tage bevor der Unterricht an der neuen Schule beginnt, liegt sie gedankenversunken im Bett, wie im Sommer zuvor. Wird sie diesmal Freunde finden? Soll sie diesmal einfach sie selbst sein? Die Gedan – ken verschwinden nicht, also entscheidet Lea einfach, dass sie verschwinden müssen. Sie will nicht mehr über die Gedanken anderer nachdenken. Sie färbt sich die Haare grün. Am ersten Tag trägt sie ein Bandshirt. Sie will zu ihrer Meinung und ihrem Musikgeschmack stehen. Auch, wenn manche sie dafür anstarren. Ihr Versuch glückt. Sie findet neue Freunde, die ähnlich denken wie sie. Mit diesen Freunden kann sie auch mal die Nacht durchmachen, um alle Harry-Potter-Filme anzuschauen oder über Marvel und DC-Filme zu diskutieren.

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LOOKISMUS

Lookismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund des Aus – sehens. Viele Menschen – vor allem Mädchen – achten sehr auf ihr Äußeres und versuchen sich ihrer Umgebung und den Medien anzupassen. Sie verstehen Models als Vorbilder und assoziieren Schönheit mit Erfolg und Geld. Schönheitsideale werden durch die Globalisierung immer ähnlicher und des – wegen für viele immer unerreichbarer. Dagegen hilft nur eines: sich zu bemühen, andere so wenig wie möglich nach ihrem Aussehen zu beurteilen und uns selbst so zu lieben und zu akzeptieren, wie wir sind.

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